Der Begriff "Disco" wurde erstmals Ende der 70er Jahre für die ersten Vinyl-Maxis der Band "The O'Jays" verwendet. Richtige Discomusic kam aber mit einem Film, nämlich John Travoltas "Saturday night fever" und den Bee Gees ("Night fever"). Im selben Jahr veröffentlichte Donna Summer "I feel love" und ein Jahr danach schaffte es eine Truppe von schwulen Männern als Village People mit "YMCA" in die Charts. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass gerade Schwule Discomusic massentauglich machten. In schwulen Discos war der Discosound schon Jahre zuvor trendig und extrem angesagt. Anfang der 80er Jahre schwappte der Discosound langsam nach Europa. Die ersten Eurodisco-Tracks waren "Tittle-Tattle" von Bari Centro und "Dirty talk" von Klein & MBO.

Zeitgleich in Italien wurde Italo Disco geboren - indes ohne von den Machern zu wissen was sie da genau produzierten. Denn der Begriff "Italo Disco" tauchte erstmals 1983 auf und wurde vom Gründer von zyx-music Berhard Mikulski erfunden, um der Käuferschaft in Deutschland, welche er fortan mit Italo-Importen belieferte, einen markanten Sammelbegriff für einen "neuen" Sound zu nennen. 1983 veröffentlichte er das erste Doppelalbum "Best of Italo Disco". Am südlichen Rand des Westerwaldes (Deutschland) startete Mikulski bereits 1971 mit Pop-Import seine eigene Firma, ehe er sie 1972 in zyx music umbenannte. 1997 verstarb der Gründer - seither wird die Firma von seiner Witwe Christa geführt. 

 

Einer der wichtigsten Männer in den frühen Italo Disco Jahren war Mauro Farina, der zusammen mit seinem Partner Giuliamo Crivellente. Ihr erster gemeinsamer englischer Discosong war "You and me tonight" (Bandname "Caravan") und kann aus heutiger Sicht eigentlich als Beginn der Italo Disco bezeichnet werden. Während nicht einmal 10 Jahren wurden Tausende einfache Discosongs, mit äusserst eingängigen Hooks und Refrains, mit mehr oder weniger einfachem, oft auch schrecklich falschem Englisch auf den Markt geworfen - so nach dem Prinzip der Giesskanne - irgendein Wasserstrahl wird sicher treffen...

Den internationalen Durchbruch verdankt Italo Disco eigentlich zwei Songs, welche im Sommer 1983 in allen italienischen und spanischen Diskotheken rauf und runter gespielt wurden - Ryan Paris mit "Dolce vita" und Righeira's "Vamos a la playa" (eigentlich kein echter Italo). Die europäischen Urlauber nahmen die Songs mit nach Hause, so dass diese im Herbst desselben Jahres auch in ihren Ländern in den Charts landeten. Eine Strategie, die noch heute jedes Jahr versucht wird.

Geprägt wurde die Epoche vor allem von einer Plattenfirma, nämlich von Time Records. Kaum ein anderes Label konnte zwischen 1983 und 1987 so viele Hits und Künstler lancieren wie das von Farina und Crivellente gegründete Label.

Bezeichnend war auch, dass eigentlich nur ein gutes Duzend SängerInnen, welche unter verschiedenen Namen in Erscheinung traten und tanzenden und lippensynchron-singende "Möchtegern-Stars" ihre Stimmen liehen, für die vielen Tracks verantwortlich waren.

So weiss man heute beispielsweise, dass Dora Carofiglio, die Lead Sängerin der Gruppe Novecento die drei ersten Hits von Valerie Dore sang und Monica Stucci nur die Lippen dazu bewegte und einfach hübsch aussah.
Auch Den Harrow sah gut aus - und das war denn auch schon fast alles - gesungen hat "Mad desire" Silver Pozzoli und die restlichen Hits Tom Hooker. Mitte der 90er Jahre versuchte es Den Harrow auch noch selbst, dies jedoch mit ausbleibendem Erfolg. Diese Schummelei hat niemand gestört und war damals so unüblich. Diese Haltung änderte sich erst Anfang der 90er Jahre als die Schummeleien von BlackBox und Milli Vanilli auffolgen.

Der Italo Disco Sound endete 1989 mit dem letzten "echten" Radiorama-Song "Baciami", den Mauro Farina sang. Danach änderte sich der Stil. Die Beats wurden schneller und das Englisch immer professioneller. Hi-NRG und Eurobeat folgten -  hatten aber nie den Charme und den provinziellen Charakter der Italo Disco Jahre... Einzig 1992 als mit "Aliens 2: The nightmare" eine letzte Radiorama-Single, welche Mauro Farina sang erschien, erlebte Italo Disco ein viel zu kurzes Comeback.